Dienstag, 15. November 2011

Schön, dass Sie jetzt in Dresden zuhause sind!

Noch vor Zoey’s 9. Geburtstag gibt es Anlass zu einer Sonderausgabe der Zoey-News! Der Grund: Zoey macht endlich Deutschland unsicher. Wie sich dies zutrug und wie Zoey die Deutsche Staatsbürgerschaft bekam, erfahrt ihr hier:

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Mama und Papa haben seit Wochen Alpträume von diesem Tag, denn es steht eine Reise um die halbe Welt an. 22 Stunden mit einem 8,5 Monate alten Baby welches ständig herumlaufen will und auch gerne mal die Sirene anwirft, wenn es nicht nach dem hübschen Köpfchen geht. Aber wir haben keine Wahl, denn Oma Petra wird 60. Onkel Christian fährt uns 8:30 a.m. von Hillsboro zum Flughafen Portland.

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Noch lächelt Papa, dabei steht er kurz davor die vierte Lage Augenringe aufzubauen.

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Zur Erwärmung geht es erst Mal in den fliegenden Mixer nach Seattle. Papa muss auf allen vieren in die Mühle kriechen, so klein ist die fliegende Kiste.

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Der Himmel ist zwar grau, aber die Wolken sind hoch genug und wir haben tolle Sicht auf die Vulkane (vorn Mount Saint Helens).

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Der Übungsflug geht zum Glück nur 40 Minuten. Zoey bleibt zunächst Tapfer und zerlegt nur die Werbe- und Sicherheitsflyer im Vordersitz.

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Fast geschafft: Landeanflug auf Seattle. Man kann sogar die kleine Space-Needle erkennen.

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Auf dem Seattle Airport geht es mit drei Zügen zum nächsten Terminal. Zoey ist immernoch recht entspannt. Zeit seit dem letzen Schlaf: 4 Stunden.

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Am Seattle Airport gibts erstmal Brei und neues Spielzeug in Form von leeren Flaschen. Zoey ist immer noch erschreckend gut drauf. Die extreme Ruhe vor dem extremen Sturm?

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Wir versuchen so spät wie möglich in den Airbus A330-300 zu steigen der uns nach Frankfurt bringen soll. Geplante Flugzeit 9:40h! Hilfe!!!

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Jetzt ist sie doch noch vor dem Flug eingeschlafen. Zeit seit dem letzten Schlaf war nun 9 Stunden. Leider kam ein kleines Mädchen mit Quitsch-Schuhen angerannt und Zoey war nach 10 Minuten wieder wach.

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Wir lassen uns dann doch umsetzen zur Wand mit den Babybettchen, denn wir können uns unmöglich vorstellen das Zoey auf unserem Schoß schlafen kann. Es sei denn man bewegt sich die nächsten knapp 10 Stunden nicht. Noch scheint ihr alles trotz des Schlafmangels Spaß zu machen.

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Vorspulen: nach knapp 10 Stunden landen wir pünktlich in Frankfurt.Zoey hat immerhin 5 Stunden in ihrem Bettchen geschlafen! Eigentlich ging alles viel besser als gedacht. Nur beim Start als sie auf dem Schoß angeschnallt ruhig sitzen musste ging die Alarmsirene an und die anderen Reisenden in der Nähe beschießen uns mit giftigen Blicken. Doch nachdem das Anschnallzeichen aus ist und wir mit Zoey durch die Gänge marschieren können ist alles wieder in Ordnung und Zoeys lächeln versöhnt alle wieder. Am Ende bekommen wir viel Lob, denn letztlich war Zoey ein liebes Kind und selbst die Flugbegleiter behaupten selten so ein ruhiges und liebes Kind gesehen zu haben. Zoey hat jede Menge Brötchen angeknabbert und die schleimigen Überreste im Flugzeug verteilt. Aber mit vollem Bauch wird man dann doch träge. Also der Atlantikflug war ok! Unglaublich!

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Kaum in Deutschland – schon geht der Stress wieder los! Kein Babywickelraum zu finden und der erste den wir dann doch noch finden ist zugeschlossen. Es steht ein Kinderwagen davor. Ok, also warten. Nach einer halben Stunde kommt eine Mama mit einem Baby an und legt das Kind hinein und fährt mit dem Kinderwagen davon. Gut, nur dass die Mama nicht aus dem Wickelraum kam. Wir geben die Hoffnung auf hier noch reinzukommen und stürmen mit stinkendem Kind weiter Richtung Abfluggate – mittlerweile wird die zeit knapp und wir wollen doch nicht das nächste Flugzeug verpesten.

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Gate 35, natürlich ganz am Ende. Wir eilen durch die Gänge und fangen an zu schwitzen. Doch wir finden auch einen Wickelraum und entscheiden uns noch schnell Zoeys Windeln zu wechseln. Kaum geschafft stürzen wir zum Gate wo kein Schwein da ist und wir am Nachbargate nachfragen wo denn der Flug nach Dresden abgeht? Nach einigem Suchen erfahren wir dass das Gate geändert wurde und wir zurück zu 22 müssen. Zeit seit dem letzen richtigen Schlaf für Zoey und uns ist nun : 19 Stunden. Zoey ist völlig breit und schläft im Tragegurt trotz dem Trubel im Gang einfach ein. Wir stürzen weiter zum Gate 22 um gerade noch rechtzeitig anzukommen und zu erfahren, dass der Flug Verspätung hat. Wir wollen doch nur, dass Zoey ins Bettchen kommt! Das wird nix, mit etwa 30 Minuten Verspätung (gefühlt 6 Stunden) fliegen wir nach Dresden.

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Ein Bild was die Welt heute Abend wahrscheinlich in den Nachrichten gesehen hat: Zoey setzt zum ersten mal den Fuß auf Deutschen Boden!

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Endlich Deutsches Essen!

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Zeit einzukaufen! Wir finden im Marktkauf Seidnitz ein paar Socken. Zoey darf sie selber zur Kassen tragen. Papa Frank freut sich auf das Gesicht der Verkäuferin :) Es kommt wie es kommen musste. Die ältere Dame hat ein typisch deutsch grimmiges Gesicht und fast mit langen Armen und Ekel-verzerrtem Gesicht nach dem Barcode. Sie flucht: “Das ist ja ekelig! – Wie soll ich dass denn scannen!”. Wir versuchen ihre Aggression abzubauen und lächeln sie tapfer an: “Oh, hat sie da etwa reingebissen? Wie konnte dass denn passieren?” Lächeln hilft, denn die Dame versucht nun immerhin die Zahlen noch zu erkennen und haut mit viel Wucht in die Tasten. Frank ist mutig: “Bekommen wir eigentlich Rabatt - das Schild sieht ja schlimm aus!?” Papa Frank setzt ihr zur Sicherheit noch das Baby direkt vor die Nase. Die ältere Dame muss nun doch lächeln und schafft es den richtigen Code einzutippen und lässt ihre Schrotflinte, doch unter dem Tresen. Glück gehabt, der erste Kontakt mit deutschen Verkäufern ging ohne größere Verletzungen zu Ende.

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Zeit für ein Bad! Bevor wir versuchen für Zoey die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, müssen wir die primäre Hautfarbe wieder mit etwas mehr Dominanz versehen.

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In Deutschland ist es richtig Kalt! Doch in Zoeys neuem Skianzug von Oma Petra und dem Kinderwagensack hält man es aus und kann auch mal ein Schläfchen machen. Wir unternehmen einen ersten zaghaften Versuch Zoeys deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen. Im Ortsamt Prohlis sorgen wir damit für Aufsehen. Zoey wird angeguckt wie ein Auto und als ob wir Wahnsinnige wären und jeden Moment ne riesen Axt rausholen würden. Die Beamtin fängt an zu zittern als wir sagen, dass wir doch nur die doppelte Staatsbürgerschaft für unser Kind wollen und sie anmelden müssen. Das geht natürlich alles nicht. Da müssen wir zur Hauptmeldestelle am Theaterplatz.

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Tante Tini und Papa Frank machen sich auf zum Meldeamt an der Theaterstraße 11 und ziehen die Nummer 187 – es sind noch 13 Besucher vor ihnen. Zeit die Jacken auszuziehen und mit Zoey den Wartesaal unsicher zu machen. Papa Frank hat Zoey auch ein neues Spiel beigebracht, was heißt “Wir räumen das Flyer-Regal aus!”. Zoey findet es toll und lässt einen Flyer nicht mehr los. Genau das richtige um damit weiter laut jauchzend durch das Ortsamt zu düsen: “Pflegeeltern gesucht” und “Suche Zimmer bei lieber Familie”.

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Endlich sind wir dran. Wir haben Glück, denn die Beamtin ist jung und nett. “Wir wollen gern unsere Tochter anmelden. Also sie ist nicht unsere Tochter, sondern meine! Die da ist ihre Schwester. Also nicht die Schwester von Zoey sondern die meiner Frau. Sie wurde in Amerika geboren und hat einen Amerikanischen Pass. Die Geburtsurkunde haben wir auch mit. Also Zoeys”. Aber auch sie ist nervös nach dem sie unser Anliegen hört und meint sie hätte das noch nie gemacht und sie sei ja auch noch nicht so lange dabei. Ein paar Kollegen müssen helfen, doch die sind genauso ratlos. “Und wenn das ihre Tante ist, wo ist dann ihre Frau?” fragt sie. “Na beim Friseur!” :) “Na geben Sie mal alles her was sie haben!” Was für eine Vorlage, denkt Frank, doch der weiß noch nicht ob die Dame Spaß versteht und verzichtet darauf sein Portemonnaie auszuleeren und legt nur die Pässe und die Geburtsurkunde hin. Eine ältere und deutlich genervte Kollegin schaut vorbei. Die junge, nette Beamtin erklärt ihr: “Das ist das amerikanische Kind mit dem amerikanischen Pass und das sind ihre deutschen Eltern. Also das da ist ihre Tante, ihre Mutter ist beim Friseur.” Die ältere Dame meint, dass können wir nicht entscheiden, sie müsse beim Ausländeramt anrufen. Es bleibt spannend. Die Kollegin vom Ausländeramt ist auch ratlos und behauptet sowas hätte es noch nicht gegeben und sie würden zurückrufen. Die nette Beamtin legt auf und ist etwas erleichtert, dass sie selbst nicht die Entscheidung treffen muss und meint es könne nun etwas dauern, aber sie müsse sowieso bis 20 Uhr arbeiten. Auf Franks Bemerkung, dass er vermutet, dass sie entweder den Präsidenten der USA anrufen oder erst mal “googlen” müssen, meint sie erschreckt: “Na das wäre ja schlimm!”. Nun haben wir alle drei Zeit Zoey zuzuschauen, wie sie das Brötchen fein zu Teigschlamm weiterverarbeitet und zu große Stücken wie von Papa vorhergesagt wieder ausspeit. Die nette, junge Beamtin fragt nun Zoey ob sie nicht bei ihr bleiben wolle, was Papa Frank leider verneinen muss. Juchu, das Telefon klingelt, irgendwer hat wohl den richtigen Suchbegriff eingegeben. Das Ergebnis steht erst nach mehrfacher Bestätigung, dass beide Eltern Deutsche sind, fest: Zoey bekommt beide Staatsbürgerschaften! Juchu! Das war ja nicht gerade einfach. Der Rest ist nur noch Formsache.

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Wir füllen ein paar Papiere aus und nur bei der Frage, ob Zoey Deutsche durch Geburt ist, kommt nochmal kurz Nervösität auf, denn dann müsste die Beamtin den deutschen Geburtsort eingeben. Bei Portland/Hillsboro ist sie sich da nicht sicher ob das geht. Doch ein Anruf klärt auch das und Zoey ist nun entgültig Deutsch-Amerikanerin. Wow! Wir sind alle neidisch und nun fragt die Beamtin ob Zoey das Willkommenspaket haben möchte. Papa fragt ob da deutsche Wurst drin ist. Sie lacht und meint, nee da sind Stadtführer drin und eine Wochenkarte für die Dresdner Verkehrsbetriebe damit sie kostenlos Straßenbahn fahren kann. Doch dass kann sie sowieso, sie ist ja noch unter 6. Wir sagen natürlich Ja, denn schon für das Foto brauchen wir das. Mittlerweile ist Mama fertig beim Friseur und alles wurde gut, wie Papa immer vorhersagt!

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